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Apokalypse und Nationalsozialismus

An dieser Stelle publiziere ich vorerst unkommentiert einen Bericht der katholischen Presseagentur Kipa über eine Tagung in Bremen vom 10.10. 2008.

Tagung in Bremen untersucht die Religion des Dritten Reiches
Germanenkult und Apokalypse
Von Annedore Beelte / Kipa

Bremen, 10.10.08 (Kipa) Antireligiös, Ersatzreligion, Höhepunkt des Atheismus: So ist das Verhältnis des
Nationalsozialismus zur Religion oft beschrieben worden. Den Titel der in Bremen stattfindenden Tagung "Die Religion des Dritten Reiches" meinte Christoph Auffarth, Religionswissenschaftler an der Universität Bremen, nach eigenem Bekunden durchaus als Provokation.

Das von ihm gemeinsam mit dem Dresdner Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung veranstaltete Symposium dauert noch bis Samstag, 11, Oktober. Zu einem munteren Schlagabtausch kam es schon am Donnerstagabend.
"Der Nationalsozialismus war nicht ausschliesslich eine Religion, aber er hat eine religiöse Dimension", ist Auffarth überzeugt. Diese religiöse Dimension tauge nicht als vollständige Erklärung des Phänomens, doch könne sie dazu beitragen, die Akzeptanz der NS-Ideologie in der Bevölkerung zu erklären.

Übermenschliche Dimension
Für ihn ist die "Religion des Dritten Reiches" durch ihre Eschatologie - in der Theologie etwa die Lehre von der Hoffnung auf Vollendung - gekennzeichnet: Vorstellungen wie "Endsieg" und "Endlösung" verweisen auf eine Apokalypse. Eine "Vernichtung" ihrer Feinde, wie sie die Nationalsozialisten propagierten, könne nicht allein durch menschliches Handeln bewirkt werden. Hier komme eine übermenschliche Dimension ins Spiel.
Die Nationalsozialisten, meint der Wissenschaftler, stützten sich auf in der Theologie angelegte Vorstellungen, etwa auf die Dreiteilung der Heilsgeschichte: Auf die Offenbarungen des Alten und Neuen Testamentes folgt Gottes Reich. "Seit der Reformation gibt es die Auffassung: Gottes Reich beginnt jetzt."
Der Historiker Clemens Vollnhals, kommissarischer Direktor des Hannah-Arendt-Instituts, widersprach Auffarth vehement. "Die These, die Nationalsozialisten seien Erfüllungsgehilfen der Apokalypse, ist Unfug", fand er. Vollnhals stellte heraus, dass die Nazis nach 1938 nicht mehr vom "Dritten", sondern vom "grossdeutschen" Reich sprachen. Sie beschrieben den Nationalsozialismus als Wissenschaft und erklärten die "Endlösung" biologistisch, nicht apokalyptisch, meinte er. Hitler habe die klassische Antike bewundert und über Wiederbelebungsversuche einer altgermanischen Religion gespottet.

Keine Querelen mit den Kirchen
Propagandaminister Joseph Goebbels schrieb in sein Tagebuch, Himmler, Rosenberg und andere Anhänger esoterischen Germanentums müssten den "Unfug abstellen", erklärte Vollnhals. Er vermutet als Motiv hinter dieser Zurückhaltung, dass die "Heimatfront" geschlossen werden sollte: Angesichts des Krieges und der systematischen Judenvernichtung sollten Querelen mit den grossen Kirchen vermieden werden. In den Augen des Historikers dominierte nicht Religion, sondern Politik alle Gesellschaftsbereiche, die dem Ziel der Kriegsführung unterstellt wurden.

"Apokalyptische Esoterik"
Eine solche Argumentation, erwiderte die Historikerin Ursula Neugebauer-Wölk aus Halle, setze unberechtigterweise "Religion" mit "Christentum" gleich. Sie beschrieb die Religion des Dritten Reiches als "apokalyptische Esoterik". Manfred Bauschulte aus Bochum wies auf das "anarchische Nebeneinander" verschiedenster Ansätze hin.
Jeder der NS-Ideologen habe seinen eigenen "Spleen" vertreten - von Germanentum über den Atlantis-Mythos bis zur Tibet-Schwärmerei. Anhand der Rezeption des Nibelungen-Mythos nach 1933 zeigte der Religionshistoriker die Untergangsverklärung der Nationalsozialisten auf. Nicht nur die Vernichtung der Gegner wird also laut Bauschulte religiös überhöht, sondern auch das eigene blutige Ende.
In dieser Lesart des Nibelungenliedes wie in der morbiden NS-Ideologie bewahrt das Volk seine Autonomie durch den Untergang, so seine These. So habe die grausige Propaganda der Nazis gelautet, erst der Opfertod der Massen bringe eine neue Nation hervor. (kipa/b/gs)

 

 

 
 
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