Home22 KapitelDie 7 GemeindenDie HimmelSichtweisenBilderzyklenLiteraturLinks
 
 
Himmlische Akteure
> Der Menschensohn
> Gott und sein Thron
> Die 7 Geister Gottes
> Die vier Wesen
> Die 24 Altesten
> Die Engel
> Das Lamm
> Der himmlische Tempel
> Die grosse Schar (7.Kap)
> Das Weib mit Kind
> Antichrist / Drache
> Das neue Jerusalem
> Die 7 Gemeindeengel
> Das 1000-jährige Reich
   
Himmelsmodelle
> Naturvölker
> alter Orient
> altes Testament
> Antike/alte Kirche
> Hierarchien/Kabbala
> C.G.Jung/R.Steiner
> Intermediarius
> Das Prinzip Hoffnung
 
Himmelsreisen
> Schamanismus
> Träumen
> Isis und Osiris
> Die Propheten Israels
> Verklärung Christi
> Dantes Himmelsreise
> 7 Planeten/ Astralreisen
> Kunst und Utopie
 

Ist die Schöpfung in der Macht der Schlange?
Ja – aber Christus bringt die Wende.

Überlegungen zur Dämonie der Welt mit Hilfe von «Intermediarius»

«Intermediarius» (eigentlich Johanna van der Meulen, 1874–1959) schrieb vier Bücher, welche eine kosmisch-spirituelle Sicht des Universums, des Menschen und seiner Erlösung betreffen. Die Frau  stand der Anthroposophie nahe, hat aber nach der Konversation zur Katholischen Kirche eine eigene Terminologie für ihre Einsichten entwickelt. Sie beschreibt die Entstehung der verschiedenen Welten und ihrer Zusammenhänge weniger von der empirischen als viel mehr von der spirituell-dynamischen Seite her. >>> mehr zu «Intermediarius»

Als ich den dritten Band «Universums» fasst fertig gelesen hatte, formulierte ich mir eine kurze Zusammenfassug und stellte mir anderntags die Frage, ob der stark bewertete Einfluss des Widersachers in der Schöpfung auch biblisch und christlich ist. In meiner Antwort (weiter unten) folge ich der Sicht von «Intermediarius» bis zu dem Punkt, wo die Menschen und die Schöpfung durch Christus den Anschluss an Gott finden und nicht mehr den untern Göttern (dem antiken Pantheon) ausgeliefert sind. Die Dämonisierung der Schöpfung ist durchaus biblisch, wie ich dann zeige, heute jedoch nur schwer vermittelbar. Das ist das Problem der Apokalypse heute. Oder ist die Macht der Dämonen heute schon so stark christlich gebannt und verwandelt, dass sie uns darum nicht mehr wichtig sind? - Soviel als Zusammenfassung des folgenden Textes.

Auffahrt, 1. Mai 2008

Auf dem Weg zu einer spirituellen christlichen Kosmologie
Ich bin mir bewusst, dass ich derzeit die Arbeit an der Apokalypse vernachlässige. Doch indirekt bin ich damit beschäftigt, indem ich an meiner Sicht der Welt als Himmel und Erde arbeite - seit Anfang Jahr anhand der Lektüre von «Intermediarius». Die Beschäftigung mit diesem Werk lässt mich hoffen, das Weltbild der Antike und der Johannesoffenbarung nicht bloss als historische Tatsache beurteilen zu müssen, sondern Elemente dieser Sicht aktuell für die Gegenwart fruchtbar machen zu können. Es geht da um eine umfassende Darlegung der Verhältnisse zwischen Himmel und Erde, wobei ich immer noch unsicher bin, wie weit diese christliche Gnosis einfach eine bedeutende Schule des Abendlandes ist oder sie wirklich den Kern der biblischen Botschaft trifft, … wenigstens dahin auf den Weg führt.
Überraschend sind für mich die Rolle der 12-Teilung des Raums und die 7-Teilung der beweglichen Kräfte. Die Lehre der 12 Tierkreise und der sieben Planetensphären ist zentral. Da geht es um die 12 schöpferischen Eigenschaften Gottes, welche sich in 3x4 Kräften manifestieren und über die 7 Sphären wirksam werden in den drei geschaffenen Welten, wobei diese drei geschaffenen Welten (die siderische, die elementalische und die materielle) wiederum ein Abbild der Dreieinheit Gottes sind wie es auch der Mensch ist in seinen drei Hüllen als Mikrokosmos - alle Kräfte und Ordnungen des grossen Kosmos in sich enthaltend im Kleinen. Was mich befremdet, aber eigentlich biblisch ist: Die Rolle der Schlange, des Verführers. Er ist die Ursache alle dieser Schöpfungen, bei denen es sich um Abbilder oder Spiegelungen der höheren Ordnungen handelt, welche sich in die Verdichtung erstarren. In vielen Sphären herrscht ein Dualismus. Da sind die göttlichen Wirkungen, vermittelt durch die Engelhierarchien, aber da sind immer auch die Wirksamkeiten der gefallenen Engel, Luzifers und der Seinen, welche in denselben Sphären wirkten. Diese dualistische Ordnung, welche sich durch alle drei geschaffenen Sphären zeigt, ist gehalten durch die Ordnungsprinzipien, welche eigentlich alle Gott angehören und auch durch die drei göttlichen Seelenkräfte, die im Menschen schlummern: der Odem Gottes. Dazu kommt dann die Rettungsaktion, die Menschwerdung Gottes.

Ich bin verblüfft über die Verbindung von antiker Weisheitslehre, Hermetik, Astrologie und dem christlichen Kerngedanken. Das kommt alles daher, als wäre das Christentum das Natürlichste der Welt. Das Lamm ist schon von Anfang an vorgebildet und präsent im Himmel.
Noch nie bin ich einer so selbstbewussten und überzeugenden Darstellung des antiken (und mittelalterlichen) Weltbildes begegnet. Sollte das alles tatsächlich weiterführen und sich als Einsicht offenbaren, so könnte ich die Johannesoffenbarung ganz anders erklären. Zudem wäre diese Sicht ein Anstoss, die plumpe Evolutionstheorie geistvoll zu ergänzen. Den soviel steht fest: Wie mit den aktuellen Lehren über die Evolution keine Schöpfung zu denken ist, so wenig ist mit dem materialistischen Weltbild die Apokalypse als warnende und zugleich frohe Botschaft zu verstehen.

 

Freitag, 2. Mai 2008

Die Rolle Luzifers in der Schöpfung
Luzifer und die Seinen spielen bei Intermediarius eine zentrale Rolle. Überrascht hat mich auch, dass eine materielle Schöpfung, in der Entstehen, Bestehen und Vergehen walten, also auch der Tod regiert – dass eine solche Schöpfung für den Urmenschen gar nicht vorgesehen war, vielmehr sollte der Urmensch im Paradies eine bestimmte Aufgabe erfüllen und darin seiner Bestimmung gerecht werden. Da war aber im diesem Menschen eine Offenheit für etwas anderes, das in der Stimme des Versuchers an ihn herantrat und dem er folgte. So kam der Mensch in die Sphäre des Verführers, der Dualität. Er musste seinen ursprünglichen Ort verlassen und in den verdichteten Sphären leben, welche der abtrünnige Engel Luzifer mit den Seinen für sich gebildet hat als Abklatsch der oberen Welten. Stets haben in diesen drei unteren verdichteten Welten auch hohe Hierarchien mitgewirkt und so zum einen die Offenheit der Schöpfung zu Gott gewährleistet und andererseits dafür geschaut, dass in den verdichteten Welten doch auch die himmlischen Ordnungen und Gesetze obwalten. Doch der Mensch war den niederen Baumeistern seiner dreifachen Hüllennatur anheim gefallen, zwar besass er in sich den göttlichen Odem, doch der war in der Regel nicht stark genug, um damit die Dynamik seiner Hüllen zu durchleuchten und mit Gott in Beziehung zu sehen. Was er daher mit seinem Bewusstsein und in seiner Religion nur erreichen konnte, waren die sphärischen Mächte, welche als sekundäre, von Gott abgeleitete Kräfte über diese sichtbaren Welten walteten. Darin war immer der Einfluss Luzifers dominant, zumal er sich aus der Ursubstanz des göttlichen Menschen auch ein Gegenbild aufgebaut hat, das Intermediarius «Übermensch» nennt. Dieses Gebilde verlor seinen  Bezug zum göttlichen Ursprung und soll sich dämonisch und verführerisch gebärdet haben – in der Johannesoffenbarung als Tier aus dem Abgrund erkannt.
Im Grunde folgt diese Schau der vorchristlichen Menschheit in vielem der Bibel, sicher der Apokalypse. Die sichtbare Welt ist ein Provisorium, darin der Mensch sich zu bewähren hat. Die verdichteten Hüllen sind nicht einfach durch böse Mächte beherrscht, aber sie haben darin eine Tendenz zur Übermacht, zur Verführung der Menschen in die Gottvergessenheit. Die Mächte werden verehrt von den Menschen, da sie ja in vielem die sichtbare Welt wie auch die Ordnung des Leibes mitkonstituieren. Intermediarius beschreibt in ihrer Kosmologie im Grunde das Panthenon der Antike. Die damals verehrten astralen Gottheiten und die Planetengötter sind tatsächlich die wirkenden Mächte, welche himmlische Ordnungen und Energien herab transformieren und verdichten in die astrale (siderische) Region, in die ätherische (elementalische) Welt bis hin in die materielle Stofflichkeit, wo sich in der wunderbaren Ordnung des Kosmos wie auch im Leib des Menschen das himmlische Werk auf Erden manifestiert - als gefallene Schöpfung.

Die gefallene Schöpfung gemäss der Bibel
Gemäss Genesis 1 ist alles gut, was Gott geschaffen hat.  Alles ist in seinem Wort gehalten und aufgehoben. Doch mit Genesis 2, mit dem Fall und der Vertreibung aus dem Paradies folgt das, was die ganze Heilsgeschichte nötig macht. Der Mensch fällt in die Sterblichkeit, in harte Arbeit im Schweisse des Angesichts, in das Gebären unter Schmerzen. Der Zugang zur oberen Welt, dem Paradies, wird durch einen Wächterengel verstellt. Der Baum des Lebens ist nicht mehr erreichbar. Der Mensch geht mit dem Geschmack des Wissens um Gut und Böse auf seine lange Wanderschaft durch die nunmehr entstehenden sichtbaren Welten – in der Scham über seine Nacktheit.
Die Neigung, dort den geschöpflichen Mächten zu verfallen, zeigt sich immer wieder. Zur Zeit Noahs muss die Menschheit in eine grosse Gefährdung gekommen sein. Der Zugang zum einen Gott, dem eigentlichen Ziel des Menschen, schien so verstellt zu sein, dass ein radikaler Neuanfang gemacht werden musste – so berichtet die Schrift. 
Später wird Abraham als Vater eins Volkes berufen, welches allen Völkern grossen Segen bringen soll. Abraham wendet sich von den Mächten der Schöpfung weg hin zum einen Gott, der sich ihm offenbart. Über Issak und Jakob wächst das Volk zu den 12 Stämmen. Die astrale Ordnung soll sich in diesem Volk auf Erden neu und rein offenbaren, was auch mit den Symbolen im Heiligen Zelt, später im Tempel, sichtbar werden soll. Die 12 Schaubrote und der 7-armige Leuchter zeigen auf, dass hier die schöpferischen Mächte der Himmel wie auch die Dynamik, welche in den Planeten verehrt worden ist, wieder mit dem einen Gott und seiner Menschheit in Beziehung kommen soll – denn diese Gesetzte des grossen Kosmos sind auch im kleinen Kosmos, im Menschen gegenwärtig, nur vermag er sie nicht mit seinem abgeschwächten Odem Gottes zu einigen und mit dem Ursprung aller Dinge in Beziehung sehen. Seine geistige Kraft reicht nur hin zu den abgeleiteten Kräften des Kosmos, in denen Luzifer mitspricht und den Menschen von seinem wahren Wesen wegführt und ihn auch im Alltag von der göttlichen Ordnung abbringt.
Moses empfängt die Gebote direkt vom einen Gott, damit er sie seinem Volk mitteile. Dieses verharrt in der Anbetung des Stiers. Es ist ein langer Kampf der Propheten, das Volk Israel an den einen unsichtbaren Gott und seine Offenbarung zu erinnern. Das göttliche Gesetz mit den Einsichten in die Einheit Gottes und in die Lebensordnung wird von den Menschen nicht verstanden, obwohl dieses Gesetz eigentlich dem Menschen eingeschrieben ist. Gott wird es dereinst neu in die Herzen der Menschen schreiben, verkünden die Propheten, so dass sie von sich aus Gott erkennen werden. Diese Heilung sehen einzelne Propheten voraus, so Daniel im kommenden Menschensohn, dem die Herrschaft übergeben wird. Jesaia sieht den Gottesknecht woraus, der mit seinem Leiden den Vielen Tröstung bringt. Der Gottesknecht soll die Wahrheit unter den Völkern festigen. Maleachi sieht die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.

«Christus, der göttliche Mittler im Kosmos» 
Intermediarius beschreibt in Band III, Kapitel III  «Der wiedergeborene Mensch»  unter II «Christus, der göttliche Mittler im Kosmos» sehr dicht und prägnant, wie der Mittler durch alle geschaffenen Sphären herabkommt und dort die Erinnerung an den göttlichen Ursprung aller Dinge mit seinem Leuchten und Tönen und Sprechen erweckt. So werden selbst die abgeleiteten Schöpfermächte, zu welchen der Mensch sich vorher höchstens erheben konnte, von dem Christus in eine neue Ausrichtung gebracht – wenn auch nicht alle. Einige verschreiben sich ganz dem Werk des Widersachers, verlieren den Kontakt zu Gott und klammern sich an den Gegengott und sein Werk, das sich aufbäumt und in seiner Gefährdung nur umso dämonischer gebärdert – davon zeugt die Apokalypse.
Schliesslich hat Christus auch die unterste Hülle angenommen, einen materiellen Körper, so aber, dass dabei nicht die abgeleiteten Mächte mitsprechen und walten konnten: Im Bild der Ankündigung der jungfräulichen Geburt durch Gabriel zeigt sich die himmlische Strategie. Dieser Körper wurde aus den reinen Kräften Gottes geschaffen, denn darin soll das Licht der Himmel durch die tiefsten Sphären aufleuchten können.  Die Widersacher hatten auf diese Geburt keinen Einfluss, sie mussten von Aussen ihre Angriffe starten, wie das in der Geschichte vom Kindermord des Herodes sich zeigt.
So entstand etwas völlig neues in der Welt. Da war ein Mensch, dessen dreifache Leibeshülle nicht mehr von den kosmisch-dualen Substanzen geprägt und damit offen für die Macht des Widersachers war. Da erschien ein Leib auf Erden, der in seiner Geschöpflichkeit  ganz auf seinen göttlichen Ursprung bezogen war und somit den irdischen Hüllen deren göttliche Abkunft zurückgab. Damit war der Widersacher nicht nur von oben her zurückgedrängt, sondern in seinem eigenen Reich entmachtet.
Damit war das Reich Gottes nahe gekommen. Ich zitiere Intermediarus: «Ein neues Reich, das Reich des göttlichen Mittler war, wie ein geistiger, göttlicher Kern, im Kosmos selber erschienen, und dieses wurde von den Wesen belebt, die aus des Macht der Widersachers erlöst waren. In dieses Reich traten auch jene Menschen ein, welche auf Erden den göttlichen Mittler erkannten und ihm gefolgt waren. Sie wurden durch seine Macht aus der Gewalt des Widersachers innerlich befreit. Da Er die dreifache Hülle des Erdenmenschen trug, war einmal eine solche Hülle auf Erden da, die ohne Einwirkungen des Widersachers entstand und die, was Substanz und Form betrifft, irdisch-menschlich geblieben, dennoch das reine Gefäss göttlicher Kräfte sein konnte. Dadurch erhielt die Erdenmenschheit eine Möglichkeit, die dreifache Hüllennatur, die bis dahin unter der Gewalt des Widersachers stand, durch jene göttlichen Kräfte, die der Erlöser in sie gelegt hatte, umzubilden: wie ein geistiger Kern lag seitdem diese Gotteskraft in jener dreifachen Hülle verborgen, während die Hülle äusserlich ihren Charakter und ihre Gestalt behielt.» 
Diesen neuen Weg hat Jesus in Worten und Werken gelebt, und er ging ihn selber exemplarisch und stellvertretend für die Menschheit. Es geht dabei um ein Opfer, um die Hingabe der dreifachen reinen Hüllennatur an Gott, den wahren Ursprung. Die dabei vollzogene Umwandlung dieser Hüllennatur in einen Auferstehungsleib ist das Ziel der Menschheit. «Mit diesem Siege über den Tod, der einmal in einer irdischen Hülle, aus physischer Materie gebaut, erlangt war, erhielt der Kosmos und die Erde eine neue Möglichkeit, die wie ein Keim der Unsterblichkeit in ihr ruht.»
Ergreift der Mensch diese neue Möglichkeit, seine Hüllennatur auf dem Weg der Nachfolge in das Wort Gottes heimzubringen und so als Kind Gottes zu leben, so hat das auch seine Auswirkung auf die grosse Schöpfung. Dazu noch ein letztes Zitat von Intermediarius: «Da der Mensch die Kräfte und Eigenschaften des Tier- Pflanzen- und Mineralreiches in seiner dreifachen Hülle auf Erden trägt, so strömen die Erlösungskräfte des göttlichen Mittlers bis in diese Reiche, als Er die menschliche Gestalt an sich genommen hat. So wird auch jeder Mensch, der die Natur seiner dreifachen Hülle überwindet, die übrigen Reiche auf Erden erheben und aus den Ketten befreien, durch die sie gefesselt und die mit dem Fall des Menschen zusammenhängen.»

Die kosmische Sicht ist biblisch
Dieses dramatische und doch wunderbare Heilswerk, das die moderne Theologie nur mit vielen Abstrichen nachvollzieht, jedoch bei Fundamentalisten hochgehalten wird, wenn auch in vereinfachter, oft unvernünftiger Weise – dieses Heilswerk gehört im Grunde zum Kern der Schrift. Es ist Schritt auf Schritt in den Evangelien enthalten und dann vor allem bei Paulus theologisch ausformuliert. Er spricht vom Urmenschen, vom ersten Adam, in dem wir alle gefallen sind, und er spricht vom zweiten Adam, vom neuen Menschen, in dem wir alle an das neue Leben angeschlossen sind, wenn auch erst im Glauben. Doch wir haben die Erstlingsgabe des Geistes empfangen, wie wir ja auch in Christi Tod und Auferstehung hinein getauft worden sind, um aus seinem Geist zu leben. Der ganze Römerbrief geht dahin, dieses Wunder der Teilhabe an Christi Geist zu sehen und daraus zu leben. Schon vor Christus hätten die Menschen fähig sein müssen, aus den Werken der Schöpfung heraus Gott zu erkennen, doch die Menschen hatten nicht die Kraft, darin bis zum einen Gott vorzudringen. Sie haben die Geschöpflichkeit mit Gott verwechselt (Römer 1). In den ersten Kapitel beschreibt Paulus die Unfähigkeit der Menschen, der Heiden und der Juden, sich mit Gott zu versöhnen, um dann auf die neue Möglichkeit zu verweisen, die mit dem Tod und der Auferstehung Christ eröffnet worden ist. Was da offenbar geworden ist, hat menschheitliche, ja kosmische Ausmasse. Es geht nicht nur um den Menschen, sondern die Heimführung der ganzen gefallenen Schöpfung, die auf Hoffnung hin entstanden ist, «dass auch das Geschaffene selbst befreit werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes …» (Römer 8, 21)

Der Widersacher lebt weiter …
Die dualistischen, vom Widersacher durchsetzten Mächte der sichtbaren Welt müssen den Menschen der Antike viel näher und mächtiger gegenwärtig gewesen sein als heute. Die Menschen damals waren diesen Wirkkräften allein durch ihre religiösen Traditionen verbunden und ausgesetzt, sie prägten das Bewusstsein, die religiösen Gefühle und das Tun. Der jüdische Monotheismus, der auch viele Griechen angezogen hat, bereitete die Idee der Einheit Gottes vor, welche durch Christus in den irdischen Menschen hinein gebracht worden ist. Der Odem Gottes soll als heiliger Geist wieder erwachen und die Zugehörigkeit des Menschen zu Gott bewusst machen, ohne sekundäre Ableitung oder äsusere Vermittlung. Im Glauben an den einen Gott, im Glauben an die sühnende Kraft von Jeus Tod und Auferstehung und im Glauben an den Heiligen Geist haben die frühen Christen ihren Personenkern an ihren wahren Ursprung gebunden und darin Rettung erfahren von den Mächten der Welt, denen sie vorher ausgesetzt waren.
Die frühchristliche Literatur bezeugt jedoch, wie labil diese neue Bindung war. Vor allem die Apokalypse spiegelt den Kampf, welchem die neue Herrschaft ausgesetzt war. Die Sendschreiben wirken in ihrer Radikalität fremd und erschreckend, wenn man nicht die damalige Labilität vor Augen hat. Im Himmel ist die Herrschaft Gottes zwar besiegelt, doch auf Erden wirkt der Widersacher weiter, ja er manifestiert sich in den Tieren aus dem Abgrund in kosmischen Ausmassen. Hinter der Herrschaft Roms steht die alte Schlange,  die dämonischen Mächte der gefallenen Schöpfung behalten Raum, ja ringen um ihren Einfluss. Es entfaltet sich ein dramatischer Kampf um die Menschheit … und da sind wir mitten drin?! – Ich verstehe alle, welche mit diesem letzten Buch der Bibel Mühe haben, ja es verabscheuen. Was da in Bildern beschrieben wird, muss heute in eine andere Sprache übersetzt werden, was aber am Wahrheitsgehalt der Johannesoffenbarung keinen Abbruch tut. (2. Mai 2008)

Anhang zur Dämonologie (spät in der Nacht vom 2.5.08 ): Ich erinnerte mich an Pressetexte über die Wiederbelebung des Exorzismus in der katholischen Kirche. Die Pressetexte werteten das als Rückfall in das Mittelalter. Die Spannung zwischen traditionalistischer Dämonologie und aufgeklärter Moderne steckt das Feld ab, auf dem in Zukunft auch theologisch gearbeitet werden muss. Denn was sich hier bekämpft, muss zusammen kommen und einander befruchten.
Es ist in der Tat verwerflich und gefährlich, mit Weltbildern aus der Antike oder dem Mittelalter heutige Krankheitsbilder oder soziale Zustände zu beschreiben. Andererseits zeigt das moderne naturwissenschaftliche Denken offensichtlich seine Absurditäten und Grenzen auf, wenn alles Geistesleben, selbst krankhafte oder kriminelle Handlungen, auf genetische Veranlagungen zurückgeführt werden.
Ich verstehe die Zurückhaltung, vorschnell vom Teufel oder von Dämonien zu sprechen. Denn selbst heute sind die Menschen offen und labil im Hinblick auf diese geistlichen Interpretationen, welche durchaus kontraproduktiv sein können, indem mit der altertümlichen Bezeichnung das verstärkt wird, was heute bereits verwandelt und metamorphosiert ist.
Das war meine heutige Frage: Könnte es sein, dass unsere moderne Distanzierung vom Dämonenglauben bereits eine Frucht der Christianisierung ist, ein Kraft des göttlichen Geistes, der sich in den Menschen manifestiert?
«Doch in all dem feiern wir den Sieg dank dem, der uns seine Liebe erwiesen hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf vermag uns zu scheidne von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.» (Römerbrief 8, 37-39)
Etwas von dieser Gewissheit und Stärke der Ichkraft und der Gewissheit des Heils ist in das allgemeine Bewusstsein übergegangen, wobei dies auch umschlagen kann in Blindheit und Angst vor der Realität des Bösen.
Sollte es möglich oder gar nötig sein, sich der Realität der Schlange mit dem modernen Bewusstsein anzunähern und davon zu sprechen? ... Biblisch wäre das sicher geboten, doch das wie? ist eine grosse Herausforderug!


 

 

 

 
 
Impressum | Kontakt | Copyright