Home22 KapitelDie 7 GemeindenDie HimmelSichtweisenBilderzyklenLiteraturLinks
 
 
Himmlische Akteure
> Der Menschensohn
> Gott und sein Thron
> Die 7 Geister Gottes
> Die vier Wesen
> Die 24 Altesten
> Die Engel
> Das Lamm
> Der himmlische Tempel
> Die grosse Schar (7.Kap)
> Das Weib mit Kind
> Antichrist / Drache
> Das neue Jerusalem
> Die 7 Gemeindeengel
> Das 1000-jährige Reich
   
Himmelsmodelle
> Naturvölker
> alter Orient
> altes Testament
> Antike/alte Kirche
> Hierarchien/Kabbala
> C.G.Jung/R.Steiner
> Intermediarius
> Das Prinzip Hoffnung
 
Himmelsreisen
> Schamanismus
> Träumen
> Isis und Osiris
> Die Propheten Israels
> Verklärung Christi
> Dantes Himmelsreise
> 7 Planeten/ Astralreisen
> Kunst und Utopie
 

Die vier Wesen um den Thron Gottes (Apk. 4 und 5)

Man mag erstaunt sein, dass bei der Thronvision im 4. und 5. Kapitel der Johannesoffenbarung vier tierähnliche Wesen sich ganz nahe bei Gott befinden. Diese Tiere spielen bei der Erföffnung der ersten vier Siegel eine zentrale Rolle. Ich wurde über E-Mail gefragt, was diese Wesen bedeuten. Hier gebe ich meine Antwort wieder, die ich in einer Nacht spontan auf eine konkrete Anfrage hin formuliert habe. Vorher folgen die Textstellen, in denen die vier Gestalten prominent vorkommen. Das Bild unten zeigt die Tronvision des Johannes nach dem Teppichzyklus von Angres.

angre_thron

Die vier Wesen im Text der Johannesoffenbarung
«Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten. Und die erste Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.» Apk. 4, 6-8

Im 5. Kapitel wird das Buch in der Hand Gottes sichtbar. Das Lamm ist würdig, es zu empfangen und zu öffnen:
«Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen, und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen und hast sie unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.» Apk. 5, 6-10

thron_lamm

Die Öffnung der ersten vier Siegel
« Und ich sah, dass das Lamm das erste der sieben Siegel auftat, und ich hörte eine der vier Gestalten sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen. 
Und als es das zweite Siegel auftat, hörte ich die zweite Gestalt sagen: Komm! Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.
Und als es das dritte Siegel auftat, hörte ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme mitten unter den vier Gestalten sagen: Ein Maß Weizen für einen Silbergroschen und drei Maß Gerste für einen Silbergroschen; aber dem Öl und Wein tu keinen Schaden!
Und als es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.» Apk. 6, 1-8

Die 4 apokalyp. Reiter und ihre Gestalten, die auffordern, hinzusehen (Wandteppiche von Angres)

1_reiter 2_reiter 3_reiter 4_reiter
Engel und 1. Reiter Stier und 2. Reiter Löwe und 3. Reiter Adler und 4. Reiter

 


Frage a) Wer ist mit den "4 himmlischen Gestalten" in Kap. 4, die auch später nochmals erwähnt werden, gemeint?

Über die vier Gestalten um den Thron habe ich schon dies und das gelesen und mich schon früh damit beschäftigt. Eigentlich sollte auf meiner Website dazu schon etwas zu finden sein wie über die 24. Ältestenunter dem Link: Himmel. Aber ich habe das immer vor mir her geschoben.
Es ist ja rätselhaft, dass diese tiergestaltigen Himmelswesen einen so privilegierten Platz in der Nähe Gottes haben. Die christliche Deutung als die vier Evangelisten (die sind tatsächlich nahe am Geheimnis der Menschwerdung Gottes) ist eine provisorische Lösung, die absieht von den religionsgeschichtlichen Tatsachen.

Wie ich gelesen habe und was mir auch einleuchtet, haben die vier Wesen eine astrale oder astrologische Herkunft. Da ich mich damit selber noch zu wenig beschäftigt habe, scheute ich bisher die Reflexion darüber. Darum habe ich mir eben mit Hilfe eines Buches die 12 Tierkreiszeichen skizziert.
Da bilden die Zeichen Löwe (Element Feuer), Stier (Element Erde), Wassermann – der Mensch (Element Luft) und Skorpion - ursprünglich Adler (Element Wasser) ein Kreuz. Selbst in unseren Tierkreiszeichen, die aus alten Kulturen stammen, ist die astrale Weltsicht der Babylonier noch überliefert. In diesen Tierkreisen sollen die Urkräfte des Alls abgebildet sein, welche die Gestalt des grossen Kosmos, der Welt, wie auch des kleinen Kosmos, des Menschen, formten und gestalten.
Den zwölf Tierkreiszeichen werden vier Elemente zugeordnet, also je drei. Damit sind in jedem Kreuz alle vier Elemente oder Daseinsstufen repräsentiert. Ein solches Kreuz, das die Tierkreise durch alle Daseinsstufen hindurch zeigt, muss in der Vision des Ezechiel wie auch bei Johannes nachgewirkt haben.

Jedes der vier Wesen ist für je eines der vier Siegel ausschlaggebend. Da wird das Werden der Welt, wie sie geworden ist, entfaltet. Jedes der Wesen gibt Johannes den Befehl, zu kommen und hinzuschauen und deren Werk nachzuvollziehen.
Die Thronvision, wo die Tiere vorkommen, hat seine eigene Dynamik. Da wird eine Totalschau all der Kräfte geliefert, die nach der damaligen Sicht der Dinge die Welt und ihre Geschichte bedingen. Es werden quasi die Urbilder von allem geschaut, das möglich ist und werden soll. «Denn was oben ist, das ist auch unten, und was unten ist, das ist auch oben.» - So ein alter hermetischer Grundsatz, der in der Apokalypse eine grosse strukturelle Rolle spielt.
Mit den vier Wesen sind also astrale Kräfte gemeint, Entitäten, die als Schöpfungsmittler wirken und in ihrer Zusammenschau ein Ganzes bilden und auf die Menschwerdung hinzielen.
Ich besitze verschiedene Bilder, wo die Sternzeichen in den Körper des Menschen verteilt sind. Die Tierkreisbilder sind die Urbilder der Menschwerdung; man könnte auch sagen: der Evolution. Sie bilden, alle zusammengenommen, den Menschen, der das Ziel der Schöpfung ist, wie er von Gott als sein Ebenbild vorgesehen ist. Die Gestalt auf den Thron ist nicht sichtbar, hingegen wirkt der Logos, der einziggeborene Sohn, als Offenbarer. Das ist sein Abbild, das in die Finsternis der gewordenen Welten geschickt wird, um die Menschenkinder an ihren Ursprung zu erinnern (ich referiere altchristliche Theologie nach Johannes).
Was Gott werden lässt in der Schöpfung, das macht er strukturiert und in Abstufungen. Die vier Wesen sind ihm nahestehende Differenzierungen seiner Selbst im Hinblick auf das Werden der Schöpfung und des Menschen.

vier_reiter Nebeneffekte dieses Werdens sind die Tragödien, welche mit den vier apokalyptischen Reitern sich auf Erden manifestieren. Die vier Wesen geben dazu je den Hinweis, hinzuschauen, was aus ihrem Kern geworden ist. Primär ein Sieg, doch auch Krieg, Wirtschaftskampf und Tod durch Krankheit, Hunger und das Schwert. - Eine pessimistische Sicht der Welt, ja, zugegeben. Aber im Hinblick auf das Heil sind die Realitäten des Lebens durch die Eröffnung der ersten vier Siegel realistisch ausgesprochen.

Bild: Trier Apokalypse, um 800

Doch stelle ich hier fest, das ich auch aufpassen muss, um ich nicht einfach die Denkkategorien von damals zu übernehme und in ihnen weiter zu denken. Theologie verlangt mehr. Die Sache muss mit der Jetztzeit in Beziehung gebracht werden. Und was haben mir da die vier Wesen heute zu sagen?
Als ich heute Nacht nach Bildern des Tierkreises gesucht habe, stiess ich auf einen Stich von Albrecht Dürer. Er hat den Sternkreis der nördlichen Hemisphäre abgebildet und die 12 Zeichen in den Sternenhimmel gezeichnet. Er muss also auch den Blick zu den Sternen, zum Himmel, erhoben haben. Dass aus diesem Umkreis der Unendlichkeit, diesem realen Symbol der Unendlichkeit, uns eine Botschaft entgegenkommt, dass das All selber ein Buch ist mit Ziffern und Zeichen, die auf Gottes grösste Buchstaben hindeuten, auf seine ersten Konzepte - das wäre eine Überlegung oder Empfindung wert. Da haben wir wohl auch eine Anbildung, einen Schlüssel. Denn die alten Kulturvölker, die kein elektrisches Licht, kein Internet und keine Bücher hatten: die staunten über das erste Buch, den Sternenhimmel. Und da haben sie nicht einfach Buchstaben gesehen, wie wir auch nicht Buchstaben lesen, wenn wir Texte entziffern. Wir fassen Einheiten zusammen und sehen Aussagen, Botschaften, Mitteilungen, Offenbarungen. Diese werde in unserer Seele zu Erlebnissen, als hätten wir in uns Entsprechungen zu dem, was wir aussen sehen.
Solches Sehen muss die Religion der alten Kulturvölker geprägt haben, und mit der Überlieferung ihrer Astralgottheiten haben sie in den Menschen etwas angesprochen, das später bestätigt wurde, aber immer weniger selber erlebt worden ist. Zuletzt hat die Schau und die Tradition noch in einzelnen Menschen ihren Nachklang gefunden, bei Ezechiel, bei Johannes.
Wir Nachgeborenen haben noch diese Zeugnisse und sind befremdet und doch phasziniert. Wir stellen uns Gedanken an über den Sinn solcher Bilder und Wesen, doch das, was sie den Alten waren, ist uns heute nicht mehr so zugänglich. Die Kräfte zeigen sich mit der Entwicklung und Metamorphose des Menschen in anderer Art. Was damals schauendes Erleben war und bei Johannes bloss noch Nachklang in einer Vision, das bleibt uns Herausforderung, nicht bei bloss materialistischen oder evolutionären Erklärungen der Schöpfung stehen zu bleiben. Die Offenbarung bleibt rätselhafter Apell, über unsern Stand der Erkenntnis hinaus offen zu bleiben für andere Sichtweisen, in denen die Phänomen selbst aussprechen, was sie zu sagen haben.

Das heisst: 1. Lesen im Buch der Natur: in der Sternenschrift, aber auch im Tierreich (Adler, Stier, Löwe, Mensch), und das heisst 2. Lesen der Bibel, des Textes der Johannesoffenbarung, wie da diese Urbilder in neue Zusammenhänge gesetzt werden, und 3. in Studium und Kontemplation die Vorgänge der eigenen Seele dazu als Wegzeichen dankbar empfangen und anschauen: als Bilder in einem Prozess der Verwandlung und Annäherung an das, was uns geoffenbart und eingegeben ist, damit es Frucht trägt im eigenen Leben. Für das Heil spielen da die vier Wesen wohl eher eine untergeordnete Rolle, doch sie können für die Schöpfungserkenntnis eine nicht zu unterschätzende Herausforderung werden, wenn wir uns darauf einlassen. (3.1.2008)

 

 

 
 
Impressum | Kontakt | Copyright